Mittwoch, 14. Mai 2014

Willenskraft - Kapitel 5: Sei standhaft bei „Ich-werde-nicht“ Herausforderungen

Im letzten Kapitel haben wir den inneren Widerstand gegen gute Vorsätze betrachtet und ihn zum Verbündeten gemacht. Heute bekommt der innere Widerstand eine zweite wichtige Rolle als Mittel gegen kurzfristige Versuchungen. 

Stell dir vor, du stehst vor dem Kühlschrank und damit vor der Wahl: gesund oder Fressglück? Selleriestaude oder Sahnetorte? (Oder wie auch immer die Wahl in deinem Kopf-Kino-Kühlschrank lauten könnte.)

Bei impulsive Entscheidungen läuft vor dem inneren Auge meist ein Kurzfilm ab: Sahnetorte auf die Gabel (oder gleich in die Hand), Sahnetorte in den Mund, Glücksrausch, verzücktes Lächeln, Happy End. Aber das ist nicht das Ende des Films, es ist nur das Ende eines kurzen Ausschnittes. Und wie in der Werbung, schaffen wir in unserem inneren Kurzfilm eine verzerrte Realität des kurzen Glücks, die für einen Moment alles Negative ausblendet. Aber was geschieht, wenn die falsche Kulisse fällt und der Werbeclip zur vollen Spielfilmlänge weiterläuft? Wenn der Marlboro-Mann mit jedem Tag älter und mit jeder Zigarette kränker wird. Was, wenn er schließlich blutigen Husten bekommt und tot vom Pferd fällt?

Selleriestange oder Sahnetorte?
Es lohnt sich, die langfristige Perspektive als Gedankenexperiment weiterzuverfolgen. Und zwar lohnt es sich immer dann, wenn du vor der Wahl zwischen kurzfristigem Glücksgefühl und langfristiger Erfüllung stehst. Stelle dir einfach einmal vor, diese Entscheidung sei eine Entscheidung für den Rest deines Lebens, heute Sahnetorte – immer Sahnetorte. Stell dir eine unendliche Folge von Sahnetorten vor, jede einzelne voller pappiger, fettiger, klebrig zuckriger Kalorien, samt geballter Nebenwirkungen für Gesundheit, Körperform und Selbstwert. Und nun vergleiche diesen Film mit einer unendlichen Folge gesunder Entscheidungen, jede einzelne voller frischer, gesunder, vitaminreicher Lebensenergie, samt geballter Nebenwirkungen für Gesundheit, Körperform und Selbstwert. 

Ganz egal, was du bei dieser Vorstellung spürst, die wichtigste Erkenntnis lautet: Es ist alles in deinem Kopf! Es ist nicht die Zigarette, die dich entspannt, nicht die Sahnetorte, die dich glücklich macht, nicht die gemütliche Couch und auch nicht die süße Katze im Youtube-Video. Es ist die Bedeutung und die Erwartung, die du diesen Dingen in deinem Kopf gibst. Es ist alles in deinem Kopf und damit auch der Schlüssel für die besten Entscheidungen.

Entscheidungen fällt unser Gehirn nach dem einfachsten aller Muster: Lust und Frust. Und es gibt etwas, das ist unendlich viel besser als alle Sahnetorten, Zigaretten und Facebook-Katzenvideos zusammen: Das anhaltende Gefühl von Erfüllung, Stolz, und Lebensfreude. Denn in der Freiheit, die eigene Sicht auf die Welt zu gestalten, darin liegt der Schlüssel zur Gestaltung eines selbstbestimmten Lebens.

In unserem Kopf ist „morgen“ immer nur einen Tag entfernt – und genau dadurch wird „heute“ zur Ewigkeit. Die Versuchung ist groß, sich von schlechten Entscheidungen „heute“ durch Phantasien von einem bessern „morgen“ freikaufen zu wollen. Und allein diese Art zu denken an sich ist schon eine Angewohnheit, die es sich zu ändern lohnt.

Tipp 1: Sieh dein Zukunfts-Ich in seiner besten, strahlendsten, erstrebenswertesten Version. Fühle den Stolz, die Körperspannung, das erfüllte Lächeln auf deinem Gesicht. Stell dir vor, wie dein Zukunfts-Ich dir für die richtige Entscheidung heute dankt. Ihr beide seid ein Team. Dein Zukunfts-Ich zeigt dir den Weg, dein Gegenwarts-Ich geht die richtigen Schritte.

Tipp 2: In Momenten der Versuchung: Warte 10 Minuten und atme ganz bewusst entspannt in den unteren Bauchraum. Dadurch wird das Blinde-Gier-Muster durchbrochen, die Hirnchemie besänftigt.

Tipp 3: Genieße das Gefühl, „das Richtige“ zu tun. Auch wenn der morgendliche Lauf um 5 Uhr im kalten Regen im ersten Moment unangenehm ist, kannst du schon kurz darauf Freudensprünge machen (keine Sorge, um diese Uhrzeit und bei dem Wetter sieht dich sowie keiner).

Ich bin gespannt, von euren Erfahrungen zu hören. Bitte hinterlasst einen Kommentar!

Euer Sebastian Quirmbach

PS: Keine Sorge, du musst nicht um 5 Uhr morgens im kalten Regen joggen gehen, aber wenn du es tust, dann genieße es.

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